Alfred und Ellen Marx

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Junge Unternehmerfamilie in Lichtenfels

Alfred und Ellen Marx

Ellen Bamberger (1904-1993) war nach Anita (1899-1993) und Arno (1900-1984) das dritte Kind von Joseph und Josephine Bamberger. Joseph (1867-1930), jüngster Sohn von David Bamberger aus Mitwitz, betrieb in Lichtenfels einen florierenden Handel mit Korbwaren und Rohmaterialien – in scharfer Konkurrenz zur benachbarten Firma seines älterern Bruders Phillip und dessen Söhnen.

Alfred Marx (1903-1989) wurde in Oberlangenstadt als zweiter Sohn von Salomon und Johanna (genannt Hantchen) Marx gebo­ren. Die Familie betrieb seit Generationen Handel mit Fellen und Häuten sowie mit Metzgereibedarf, Alfred erlernt das Gewerbe beim Vater.


Ellen und Alfred heirateten im November 1927. 1930 wurde ihre Tochter Inge geboren, 1932 kam ihre Tochter Hannelore zur Welt.

Wohnhaus Familie Marx 2018
Wohnhaus der Familien Marx (Aufnahme 2019)

1927 zog Alfred nach Lichtenfels in das Haus seines Schwiegervaters in der Bamberger Straße („Guthmann-Villa“) ein. Nach dem Tod des Vaters 1928 verlegten Alfred und sein älterer Bruder Sigmund das Familiengeschäft und den Wohnsitz ganz nach Lichtenfels und mel­deten im Jahr darauf die Firma „Marx & Bäumel GmbH“ an. Beide le­bten mit ihren Familien und ihrer Mutter im repräsentativen An­wesen in der Bamber­ger Straße, das sie nach dem Tod von Joseph Bamberger auch erwarben.

Leben unter dem Nationalsozialismus

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Briefkopf 1938/9 – die Streichung von „G.M.B.H.“ dokumentiert die Auflösung des Geschäftes zum Jahresende 1938.

Finanziell ging es der Familie gut, aber die zunehmende Diskri­minierung und Schikanierung von Juden veranlasste Alfred Marx 1937 zu einer Reise nach New York, wo er sich nach zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten erkundigte. Noch in diesem Jahr traf er alle möglichen Vorkehrungen für die Auswanderung.

Eines Tages sah Inge einen fremden Mann in dem Mercedes der Familie vorbeifahren. Sie rannte nach Hause zu ihrem Vater, der feststellen musste, dass sein Auto von den Nazis einfach konfisziert worden war. Auch das siebzig Jahre alte Geschäft der Familie, Marx & Bäuml GmbH, wurde 1938 aufgelöst.

In der „Reichspogromnacht“ versteckten nicht-jüdische Mieter im Haus der Familie die Kinder im Dachgeschoss. Inge, mit ihren acht Jahren die Älteste, hatte die Aufgabe, die kleineren Kinder still zu halten. Währenddessen zerbrachen die Nazis jede Fens­terscheibe im Haus, zerstörten alles Geschirr und jedes Stück Glas, das ihnen in die Hände kam.

Flucht und Auswanderung

Im Sommer 1939 besorgte Alfred der Familie seiner Schwägerin, den Oppenheimers, mehrere Pelzmäntel, die diese zusammen mit an­deren Wertgegenständen bei ihrer Auswanderung mitnehmen und nach ih­rer Flucht als Starthilfe verkaufen wollten. Als dies von den Behör­den entdeckt wurde, musste Alfred Marx überstürzt das Land verlassen, um einer Festnahme durch die GeStaPo zuvorzukommen.

 

Johanna Marx und zwei Kinder

Den weiblichen Familienmitglieder (Ellen, Mutter Johanna Marx, Kinder) blieb genug Zeit, ihre Besitztümer einzupacken. Ihr per­sönlicher Besitz (außer Wertgegenständen) sollte in die USA ver­schifft werden, ging aber nach Kriegsaus­bruch in Holland verloren.

Am 30. 08. 1939 wurde die Familie in England wieder vereint. Inge und Hannelore gingen zur Schule und wurden bald zusammen mit ihrer Klasse aus London in eine sicherere Umgebung gebracht. Während Alfred und Ellen wie auch die Familie von Alfreds Bruder Sigmund in London blieben, fanden ihre Töchter Schutz in dem kleinen Dorf Knebworth, Hertfordshire.

Als ihre Visa gültig wurden, setzte die Familie auf einem der letz­ten Passagierschiffe nach Amerika über. Am 17. April 1940 errei­chten sie New York, wo ihnen eine kleine Wohnung in Elmhurst, Queens zur Verfügung gestellt wurde.

Ein neues Leben

Inge und Hannelore gingen zur Schule. Alfred erhielt mit Hilfe ei­nes Verwandten einen Job in der Fellverarbeitung und Ellen fand eine Anstellung als Haushaltshilfe. Im Jahr 1946 erhielten beide die US-Staatsbürgerschaft.

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Die Familie gewöhnte sich an ihr neues Leben, die finanzielle Situ­ation der Familie verbesserte sich. Alfred machte sich in seiner alten Branche erfolgreich selbststän­dig und gewann amerikanische wie europäische Geschäftspart­ner (u.a. die Lichtenfelser „Stri­wa“).

Sein Erfolg als Unternehmer er­möglichte seiner Familie jetzt ein sorgenfreies Leben. Inge und Hanna besuchten Colleges.

Alfred und Ellen verbrachten den Rest ihres Lebens in New York, wo sie ihre Töch­ter heiraten und eigene Kinder großziehen sahen. 
Alfred starb am 11. Mai 1989, seine Frau Ellen über­lebte ihn um vier Jahre.